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by Makrele

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1.
Ich wollte immer, dass es stehen bleibt. In Anzug oder Kleid. Dass es sich lediglich dem Ende neigt. Denn zwischen Decken und Kissen verlernt man schnell zu vermissen und jede Ahnung wurd vertagt und dann gesagt: „Dreh dich nicht um - wir werden warten bis das Beste auf uns zu kommt.“ Doch wenn es unter uns bleibt, dann geb ich zu, ich bereu’s. Ich wollte immer, dass es einfach bleibt. Dass man es sagen kann und meint, doch wenn ich ansetze schnürt mein Hals sich ein. Denn zwischen Decken und Kissen verliert man schnell das Gewissen und als es starb und vor uns lag habe ich gesagt: „Dreh dich nicht um, wir werden warten bis das Beste auf uns zu kommt.“ Doch in den stillen Momenten, mit Krankenbett und Tropf, spür ich wie mein Herz unrhythmisch pocht. Wenn es unter uns bleibt, sag ich: „Es tut mir leid.“ Und wenn das Licht kommt und uns zeigt, dass wir Erwartungen erfüllen – die, die wir zum Schutz um unsern letzten Rest an Teilchen hüllen – dann seh ich endlich ein: wir waren zu gut um jetzt zu bluten, bis das Beste auf uns zu kommt.
2.
Der Morgen beginnt mit einem spitzen Kuss und einem Aphorismus und dann los. Dass es ganz zu Anfang anders war steht zwar irgendwo, aber keiner von uns sucht. Weniger Genugtuung würd dir ganz gut tun, ein bisschen mehr Verliebtheit, weil du sie nie zeigst. Der Morgen begann mit einem viel zu langen Kuss und der Beschwerde, warum man jeden Morgen aufstehen muss. Dass unser’n Gefühlen Wurzeln gewachsen sind, liest man überall, doch jeder Versuch, es zu bessern, ist und bleibt ein Reinfall. Weniger Genugtuung würd mir ganz gut tun, ein bisschen mehr Verliebtheit, weil ich sie nie zeig. Doch so sehr ich’s mir wünschen kann, ich war nie ein Steuermann, hatte weder Lenkrad noch Herz in der Hand. Hand in Hand sehen wir uns die Wohnung an, Wand für Wand, dann tasten wir den Boden ab. Die Fingerspitzen spüren nach Wochen einen Rest an Glück, doch sobald sie ihn verlieren, werden sie blass und zucken zurück. Von unten tippt mich Es dann an, fragt mich ob wir wussten, dass unsere Körper langsam alt werden, ohne, dass wir sie benutzen. Weniger Genugtuung würd vielleicht gut tun, doch Königin Verliebtheit entscheidet wie lang sie bleibt. Und ob sie irgendwann wiederkehrt, schöner und unversehrt, umsäumt von Rittern mit Schutzschild und Schwert.
3.
Ich hab’n Vogel gefangen und ihm die Flügel gepflückt. Gesagt: „Sieh mich nicht so an! Dir fehlt doch nur ein kleines Stück...“ Und dann und wann kommt er vorbei bei mir, bleibt nicht lang, meint noch in der Tür: „Ich hab den Menschen so oft gesagt, dass sie fliegen können. Doch weil der Zweifel ihren Mut verjagt, hören sie nicht hin.“ Ich atme immer nur auf, viel zu selten noch ein. Nehme nichts mehr in Kauf, bleibe lieber für mich allein. Und dann und wann schauen wir rauf, wir können uns ändern und dann schweben wir hinauf. Und dann und wann schauen wir rauf, wir wollen uns ändern und dann geben wir es auf.
4.
U-Boote 03:29
Sagen Sie, verleihen Sie auch U-Boote? Ich würd gern sehen wovor ich Angst hab. Bevor ich selbst darunter geh, ich mein so ohne alles. Und umgeben von Schweben. "Ja schon, doch die meisten werden gestohlen. Und Sie kennen das ja auch: „zu-schätzen-wissen“ geht schnell, aber es zu halten - um es zu halten, haben wir zu dickes Fell. Doch wenn Sie sagen, Sie bleiben, wenn Sie sagen, Sie treiben im weißen Bereich, dann fahren Sie raus, mit der Angst was zu verpassen, voller Hoffnung es zu fassen. Wie oft ich so müde Gesichter seh." İch brauch ein Kissen für draußen, alle sagen es sei so hart. Und jeder Versuch, etwas zu verstehen, birgt immer die Gefahr, sich damıt zu identifizieren. Doch wenn Sie sagen, Sie bleiben, wenn Sie sagen, Sie treiben im weißen Bereich, dann fahren Sie raus, mit der Angst was zu verpassen, voller Hoffnung es zu fassen. Wie oft ich so müde bin. Denn wenn Sie sagen, Sie bleiben, wenn Sie sagen Sie treiben im weißen Bereich, dann fahren Sie Heim - wenn Sie das Ändern niemals leben, bleibt es immer dieses Schweben. Wie oft ich so müde Gesichter seh."
5.
Papier 03:44
Unter einem meiner Beine klemmt Papier. Dick gefaltet, damit ich gerade steh. Wie viel ist noch von mir? Und wie viel ist davon hier? Unter einem meiner Beine klemmt ein Buch. Mit 1000 Seiten, damit ich grade steh. Und während ich bastle an meinem Stand, bilden Knie den Straßenrand, geh ich vorbei oder geht es mich an? Ich suche irgendwen, der mir erlaubt: „Heute kommst du und morgen auch. Und das ist okay, denn wann ist Zeit, wann ist sonst Platz für deine Befindlichkeit?“ Unter einem meiner Beine klemmt Struktur. Und Arbeit, damit ich grade steh. Und während ich bastle an meinem Gerüst, merk ich nicht, wie hoch es eh schon ist, doch riss ich es ein, ob es irgendwem nützt? Ich suche irgendwen, der mir erlaubt: „Heute kommst du und morgen auch. Und Übermorgen auch. Und das ist okay, denn du brauchst Zeit, Platz für dich und deine Empfindlichkeit!“ Ich kämpfe einen ewig gleichen Streit gegen mein Gewissen und gegen mein Mitleid, sie sagen: „Auf einem Bein kannst du doch schon dankbar sein!“ Ich spüre irgendwen, der mich am Arm packt und erklärt: „Es ist wahr: sie tragen dich als ihr Accessoire.“ Ich warte bis ihr wieder über mir tagt, euch verabschiedet und fahrt, dann zieh ich einen Graben, einen Zaun, damit ich weiter komme, Raum um Raum um Raum. Ich hüpf’ auf einem Bein, dann läuft das Blut in das andere rein. Unter einem meiner Beine klemmt ein Fuß.
6.
Und du hörst mich und du weißt nicht: hör ich dich auch? Und du fragst dich: Kommt irgendwann ein Punkt an dem man sagt, diesen Mensch’ werd ich ewig kennen, egal, was er verlangt? Und du siehst mich. Auch wenn wir alles verstanden haben, wie lange kann einen die Sicherheit tragen? Meine Vorstellung ist so: wir lassen uns nicht fallen, aber endlich los. Und du fragst mich: Wurde von uns schon das Bild fotografiert, vor dem alle stehen bleiben, wenn wir nicht mehr existieren? Und du glaubst nicht – weil in jeder deiner Skizzen Bewegung ist – auch ein Mensch ist eigentlich wie Landschaft und wird irgendwann trist. Was lange währt wird seinen Wert abtragen, denn wenn Liebe lange steht kommen Maden. Wie lange kann man sich an Sicherheit laben? Wie lange kann einen die Sicherheit tragen? Und ich bin froh, dass wir uns mal liebten. Ich werde den Gedanken wiederholen. Bist du auch froh, dass wir uns mal liebten? Ich werde den Gedanken wiederholen. Ich werd in unsern Baum einkerben: wir müssen nicht zusammen sterben. Du sagst die Schwierigkeit besteht darin - und damit seist du nicht allein - inmitten des nötigen Realismus noch Romantiker zu sein. Als ob wir alles verstanden haben, auch wenn wir gar nichts verstanden haben: ich werd neben das Herz einkerben: Wir müssen nicht zusammen sterben.
7.
Wir trinken Wein aus Tassen. Fotos verblassen, je näher wir hinsehen. Dann mit Wein aus Flaschen die Küche verlassen und die Frau an der Kasse, sie kann es nicht lassen, sie muss hinsehen, sie muss einfach hinsehen. Denn wir wohnen auf einem Parkhausdeck und am Ende der Stadt leuchtet laut „Respekt, ein bisschen mehr Respekt“. Ich liege vor einer Frage: „Was hast du so gemacht?“ Ich habe dieses Problem: mir entfällt, wie ich mich bis hier her gebracht hab. Im Nacken die eine Karte wie in Stein gehauen, vier mal Meißel und Hammer treffen nie ganz genau und irgendwer ruft: Luft ist gut. Und weil 2011 viel länger war, als jedes bisher vergangene Jahr, sind wir jetzt erst da. Sieh dir das an ich glaub ich habe erkannt: wohin wir grad gehen, das Resümee bleibt ein Zwischenstand, nur der aktuelle Wissenstand. Wir stehen auf einem Parkhausdeck und am Ende der Stadt schreit jemand laut „Respekt, ein bisschen mehr Respekt, für unsere Entscheidungen! Die gar nicht so schwer fallen, wie wir immer tun.“
8.
Gleis 10 03:57
Falls du wieder kommst – ich bin hier. Ich hab zu lang auf dich gewartet, um jetzt zu gehen. Denn das Armband das wir tragen trägt mich viel mehr. Die Kette um meinen Hals macht mich erst frei. Mit Augen zu drehst du dich im Kreis. Dein Finger hält auf dem 10. Gleis. Wenn wir wieder komm, sind wir jedes Mal neu vermählt. Aber nur so lange uns niemand was von uns erzählt. Und das Armband das wir tragen trägt mich vielmehr. Die Kette um meinen Hals macht mich erst frei. Und wenn irgendwann einer von uns flieht, werd ich versuchen, ihn zurück zu holen. Mit diesem Lied. Mit deinem Lied
9.
Vergisst du öfter, wie alt du bist? Und wundern sich Nachbarn wie schnell du umziehst? Und bist du stolz darauf, dass du der Einzige bist, der in dieser Stadt zwar wohnt, aber nicht lebt? Ich weiß, dass du gehst, immer weiter gehst, um dem Himmel einmal zu erzählen: Das hab ich alles schon unten gesehn. Du hast verlernt, die Uhr zu lesen – es sei so oft zu spät gewesen. Jetzt setzt du einen Fuß vor den andern und schreist bei jedem Schritt, dass du da bist. Die Stiefel geschnürt bis zum obersten Riemen, ich hab dich begleitet bis in meinen Ruin. Und jetzt willst du mehr hören? Jetzt willst du mehr sehen? Jetzt willst du mich spüren? Na dann: Herzlich Willkommen in der Realität, denn mich gibt es nicht, ich heiß Identität. Ich weiß, dass du gehst, immer weiter gehst, um dem Himmel endlich zu erzählen: Das hab ich alles schon unten gesehn. Ich weiß, dass wir gehen, um allen einmal zu erzählen, wenn sie an unserem Sterbebett stehen, wir haben hier jeden Grashalm gesehen.
10.
Ein nervöser Vater wippt mit den Beinen unterm Tisch. Man merkt, wie seine Stimmung vorerst schwankt und schließlich kippt. Hier wird nicht vergoldet, nur vergeudet. Und ein Gast weint aus Freude. Alles was er hört ist wie der Rhythmus immer noch tickt. Und mit denselben, alten Mustern, einen neuen Bräutigam erstickt. Hier wird nicht vergoldet, nur vergeudet. Und ein Gast gratuliert zur Treue. Und das ist der Moment in dem er begreift: Wenn ich schweig schließt sich wieder der Kreis und ich weiß, dass das nie wieder heilt. Denn das hier ist kein Rettungsboot, es kommt kein Ort nach dem ihr sucht, ihr seid nur das Mittel zum Zweck. Er hatte sich geschworen, dass seinem Sohn das nie passiert, Dass man bei intaktem Herzen einen Schrittmacher implantiert. Und dann kommt der Moment, in dem er schreit, weil er merkt, dass er immer noch schweigt und er reißt eine Öffnung in den Kreis.
11.
Dein Dieb 04:05
Sie sagt zu mir: „Öffne alle Fenster. Ein Zug kommt auf uns zu“. Sie sagt zu mir: „Es tut mir so leid, dass sich, dich nicht zu vergessen, meiner Kontrolle entreißt. Doch in meinem Kopf wohnt ein Dieb, der aus tiefsten Windungen Erinnerung zieht.“ Die besten Abende ergeben sich, es heißt: sie resignieren genau wie du und ich. „Und ich erkenne dein Gesicht nicht, doch ich kenn es gut und bevor du dich beschriftest, gib mir noch einen Versuch.“ Und wenn es kommt dann laufen wir, wie ein brennendes Tier, auf allen Vieren. Die besten Abende ergeben sich, das heißt: sie resignieren genau wie du und ich.

credits

released May 19, 2017

"Parkhausdeck (ein Zwischenstand)" und "Zwischen Decken und Kissen" aufgenommen in den "Rock or die Studios" Düsseldorf.
Hilfe bei Mix & Mastering - Michael Czernicki
Artwork - Kay Özdemir & Yvonne Domava
Slide-Gitarre bei Weniger Genugtuung - Adam Balcerak
Background-Gesang bei "Dein Dieb" - Josefa Kny
Unterstützung Streicher Arrangements - Clara Hütterott

Alle Lieder geschrieben, eingespielt und aufgenommen von Makrele.

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makrele Düsseldorf, Germany

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